Hagen/Berlin/München, 30.10.2023 – Mit rund 250 Teilnehmer:innen feierte der Telemedizin Kongress Süd am 25. Oktober 2023 eine gelungene Premiere. Den Kongress veranstaltete die Deutsche Gesellschaft für Telemedizin (DGTelemed) in Kooperation mit der Technischen Universität München (TUM) und der ZTG Zentrum für Telematik und Telemedizin GmbH zum ersten Mal im virtuellen Format. Der Mehrwert der Digitalisierung für die Versorgung sei groß – so das Fazit. Momentan herrsche allerdings noch ein großes Puzzle an unterschiedlichen Projekten. Damit die Regelversorgung davon profitieren könne, brauche es standardisierte Prozesse und gemeinsames Handeln.

Wie lässt sich eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung in Zukunft gewährleisten – ohne Stadt-Land-Gefälle? Welchen Beitrag leisten Digitalisierung und Telemedizin für die Versorgungssicherheit in regionalen Netzwerken? Fragen, die beim ersten Telemedizin Kongress Süd im Fokus standen. Dr. Georg Münzenrieder, Ministerialrat im Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege, eröffnete den Kongress. Die regionale Versorgung komme zukünftig nicht mehr ohne die Nutzung von Gesundheitsdaten und moderne Technologien aus, so Münzenrieder. Wichtig sei es, Datenschutz und Datensicherheit zu gewährleisten. Damit dies reibungslos funktioniere, brauche es bundesweit entsprechende Rahmenbedingungen.

Die Versorgung profitiert schon jetzt

Tele-Dermatologie, Videosprechstunden und Telekonsile zur fachärztlichen Beratung. Die Digitalisierung hat enormes Potential. Auch für die Pflege wird das Thema immer relevanter. Vertreter:innen unterschiedlicher Indikationen zeigten beim Fachkongress Projekte, von denen die Versorgung schon heute profitiert oder in Zukunft könnte. Telemonitoring bei Herzinsuffizienz liefere einen enormen Überlebensvorteil, erklärte Dr. Franziska Hahn, Fachärztin für Innere Medizin und Kardiologie am Klinikum rechts der Isar der TUM. Unterschiedliche Studien belegen den Nutzen, was letztlich wegweisend für den G-BA-Beschluss gewesen sei, der Telemonitoring für diesen Bereich ermöglicht. Auch in der Dermatologie greift man mittlerweile auf telemedizinische Verfahren zurück. Eine Vielzahl von Anbietern ermöglicht beispielsweise eine erste Diagnose. An der TUM testet man außerdem seit zwei Jahren einen KI-unterstützten Bodyscan, der u. a. bei der Erkennung von Hautkrebs helfen soll und auch internistische Erkrankungen anhand von Hautveränderungen sichtbar machen kann. Auch die hausärztliche Praxis profitiert von digitalen Strukturen: Schonung von Personalressourcen, besserer Service für Patient:innen, schlankere und effizientere Prozesse. Das Praxiseinzugsgebiet erweitere sich. Ein Gewinn für alle Seiten.

Das große Puzzle zusammenbringen

Wie gelangt das enorme Potential einzelner Projekte in die Regelversorgung? Eine wesentliche Frage der Diskussion im Anschluss. Es gebe viele Projekte an unterschiedlichen Orten, die für sich alle gut seien. „Was uns fehlt ist eine Gesamtkoordination“, erklärte Münzenrieder. „Das machen andere besser, beispielsweise die USA im Bereich der KI.“ Wichtig sei auch ein Prozess, der Projekte auf Bundesebene in Richtung Regelversorgung bringe. „Viele Projekte verpuffen, wenn die Pilotierung und damit die Finanzierung endet. Es gilt, Verantwortlichkeiten und Kompetenzen zu bündeln“, so Münzenrieder.

„Wichtig ist, dass wir verschiedene Projekte zusammenbringen, Schnittstellen schaffen und die Aktivitäten der Länder bündeln”, ergänzte Dr. Eimo Martens, Leiter des Telemedizin-Zentrums an der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I am Klinikum rechts der Isar. „Es wäre schade, wenn unsere Patientinnen und Patienten von den Innovationen nicht profitieren. Ein Versorgungsdefizit aufgrund von vertanen Chancen sollten wir nicht riskieren.” Die DGTelemed engagiert sich an dieser Stelle. Als Ergebnis des Nationalen Fachkongresses Telemedizin im Mai 2023 laufen Aktivitäten gemeinsam mit den Ländern, um erfolgreiche, positiv evaluierte und beurteilte Digitalisierungsprojekte aus dem Innovationsfond schneller in die Regelversorgung zu überführen.

Rainer Beckers, Geschäftsführer der ZTG GmbH und Vorstandsmitglied der DGTelemed resümierte zum Schluss: „Der Kongress hat eindrucksvoll gezeigt, mit welcher Innovationskraft und Begeisterung einzelne Regionen die telemedizinische Versorgung gestalten. Digitalisierung ist trotzdem kein Selbstläufer. Es braucht einen Kümmerer. Doch fast am wichtigsten: die Kommunikation. Meine Erfahrungen mit der DGTelemed und der ZTG GmbH zeigen, dass eine gelungene Kommunikation einer erfolgreichen Digitalisierung vorausgeht.“

Den gesamten Kongress können Sie auf der Veranstaltungsseite nachschauen.

Diskussionsrunde „Bedarf und Lösungen zur zukunftsorientierten, intersektoralen regionalen Versorgung“. v.l.n.r: Rainer Beckers, Geschäftsführer ZTG GmbH, PD Dr. Dominik Pförringer, Academic Director Digital Health, TUM Venture Lab Healthcare, Dr. Eimo Martens, Leiter des Telemedizin-Zentrums an der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I am Klinikum rechts der Isar, Dr. Wolfgang Krämer, Leiter des Gesundheitsamtes Traunstein, Dr. Georg Münzenrieder, Ministerialrat, Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege (ZTG GmbH).