Vom 16.-17. Mai 2023 fand der 13. Nationale Fachkongress Telemedizin der Deutschen Gesellschaft für Telemedizin (DGTelemed) mit Unterstützung der ZTG Zentrum für Telematik und Telemedizin GmbH in Berlin statt. Mit einem klaren Fazit: Erfolgreiche, positiv evaluierte und beurteilte Digitalisierungsprojekte aus dem Innovationsfonds müssen schnell und unverzüglich in die Regelversorgung überführt werden. Im aktuellen Verfahren ist dies nicht gewährleistet. Innovationsfondsprojekte, die für die Regelversorgung empfohlen wurden, wurden mittlerweile in fast allen Ländern umgesetzt. Bislang fehlt die notwendige Transparenz und der Wille zur dauerhaften und zügigen Umsetzung auf Bundesebene.

„Es ist nicht länger akzeptabel, dass jährlich aus Versichertengeldern ein drei-stelliger Millionenbetrag für immer neue unterschiedlichste Projektentwicklungen ausgegeben wird, aber die hierbei gewonnenen Erkenntnisse nicht konsequent für die Versorgung genutzt werden”, erklärte Prof. Dr. med. Gernot Marx, FRCA, Vorstandsvorsitzender der DGTelemed, in einer Diskussionsrunde, an der sich auch zwei Landesvertreter aus Mecklenburg-Vorpommern und Bayern beteiligten. “Die Länder müssen ein zügiges Ausrollen in den Versorgungsalltag aktiv von der Bundesebene einfordern. Bei der Aufbereitung dieses Themas wird die DGTelemed die Länder gerne unterstützen.”

Positive Signale dazu kamen sowohl aus Bayern als auch aus Mecklenburg-Vorpommern: Projekte für die Regelversorgung gebe es genug. Jedes Land habe mittlerweile sein eigenes Vorzeigeprojekt. Beispiele sind das Virtuelle Krankenhaus Nordrhein-Westfalen, das aus den Vorarbeiten des Innovationsfondsprojekts TELnet@NRW entwickelt wurde, oder das derzeit noch laufende Projekt RTP-Net-Regionales Telepädiatrisches Netzwerk in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg.

NRW kann von Bayern profitieren und umgekehrt, sofern der Informationsfluss stimmt. Wir benötigen eine zentrale Sammelstelle, worin alle Länder mit ihren Digitalisierungsprojekten vertreten sind. Es wäre zu schade, wenn das ganze Potential verloren geht“, so Dr. Georg Münzenrieder, Referatsleiter im Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege. „Kräfte bündeln und doppelte Arbeit vermeiden“, hieß es auch aus Mecklenburg-Vorpommern. Benjamin Goffrier aus dem dortigen Ministerium für Soziales, Gesundheit und Sport nahm virtuell an der Diskussion teil. Die Kommunikation unter den Ländern gelte es zu stärken, so Goffrier.

Günter van Aalst, stv. DGTelemed-Vorstandsvorsitzender, ergänzte: „Fokussieren wir uns auf das, was da ist und fordern nicht das nächste Gesetz. Wir müssen die Projekte klar benennen und transparent darstellen. Als DGTelemed werden wir jetzt auf jeden Fall das Gespräch mit den Ländern suchen. Wünschenswert wäre ein Runder Tisch, an dem wir alle Initiativen zusammenbringen.“

Der 13. Nationale Fachkongress Telemedizin zeigte ganz klar die enorme Innovationskraft aus den verschiedenen Regionen Deutschlands. Sowohl bei der Verleihung des Telemedizinpreises als auch im Programm präsentierten sich Projekte aus vielen Bundesländern für beispielsweise die Pflege, die Schlaganfall-Prävention aus NRW oder die Kinderintensivmedizin aus Sachsen.

„In Nordrhein-Westfalen haben wir Digitalisierung und Telemedizin fest im Zukunftsvertrag verankert“, erklärte Matthias Heidmeier, Staatssekretär im Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen im Anschluss. „Mit dem Virtuellen Krankenhaus und dem Telenotarzt haben wir zwei Vorzeigeinitiativen, die in ihren Bereichen für enorme Entlastung sorgen konnten. Auch bei der Reform der Krankenhausplanung setzt NRW Maßstäbe. Der im April 2022 veröffentlichte Krankenhausplan NRW 2022 gilt als der Fortschrittlichste in ganz Deutschland. Die Telemedizin ist dabei als übergeordnetes Versorgungsziel im Krankenhausplan verankert, um die Vorteile der Digitalisierung ganzheitlich und sektorenübergreifend nutzen zu können.“

Die Erkenntnis, dass Telemedizin zur Sicherstellung der Versorgung in Zukunft absolut notwendig ist, zeigt sich mittlerweile auch auf Bundesebene – gerade für den ländlichen Raum. In einer einleitenden Videobotschaft aus dem Bundesgesundheitsministerium erklärte Staatssekretärin Dr. Antje Draheim: „Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass die Telemedizin entscheidende Mehrwerte in der Versorgung schafft und in der Zukunft in weitaus größerem Umfang schaffen wird und auch bringen muss. Telemedizin darf nicht als dritte Säule neben die ambulante und stationäre Versorgung gestellt werden. Die Telemedizin muss vielmehr Bestandteil patientenzentrierter Behandlungspfade werden.“

Prof. Dr. Britta Böckmann führte anschließend durch eine Patientenreise zum Thema Schlafapnoe und machte dabei deutlich, wie sich die Behandlungsqualität erhöht, man Zeit spart und letztendlich auch Nerven. Videosprechstunde, Telemonitoring und Telekonsil – gerade im Zusammenspiel der einzelnen Anwendungen an den unterschiedlichen Behandlungsstationen wird der Mehrwert der Digitalisierung deutlich.

Mittlerweile im Koalitionsvertrag und auch in der Digitalstrategie des Bundesgesundheitsministerium fest verankert, ist für die Telemedizin der richtige Weg geebnet. Aber reicht das? Der Bund sollte auf jeden Fall weiter mit den Ländern im Gespräch bleiben. Das enorme Potential aus den vorhandenen Projekten gilt es zu nutzen. Es heißt: Aus dem Vorhandenen schöpfen und die Zusammenarbeit unter den Ländern und zum Bund stärken – langfristig führt nur das zum Erfolg! Den angestoßenen Dialog möchte die DGTelemed nun unbedingt fortsetzen. Mit dem Ziel: Akteur:innen zueinander bringen und mit einer zentral geführten Liste die Sichtbarkeit der Projekte erhöhen.

Die DGTelemed hat auch im Jahr 2023 den Telemedizinpreis an innovative Projekte verliehen. Die diesjährigen Preisträger finden Sie in der entsprechenden Pressemeldung.

Bild: Diskussionsrunde zur BMG-Digitalstrategie mit Landesvertretern aus Bayern und Mecklenburg-Vorpommern (v.l.n.r.): Dr. h. c. Lutz Stroppe, Staatssekretär Bundesministerium für Gesundheit a. D., Prof. Dr. med. Gernot Marx, FRCA, Prof. Dr. rer. nat. Britta Böckmann, Günter van Aalst, Dr. Georg Münzenrieder und Benjamin Goffrier (ZTG GmbH).