Hagen/Berlin/München, 08.10.2024 – Am 18. September 2024 lud die Deutsche Gesellschaft für Telemedizin e. V. (DGTelemed) gemeinsam mit ihren Partnern, der Technischen Universität München (TUM) und der ZTG Zentrum für Telematik und Telemedizin GmbH zum zweiten virtuellen Telemedizin Kongress Süd ein. Neben Praxisbeispielen aus Bayern präsentierten auch internationale Lösungen den Mehrwert von Telemedizin für die regionale Versorgung.

Die Krankenhausreform sowie die abnehmende Zahl an Haus- und Fachärzt:innen und Pflegefachpersonen stellt das Gesundheitssystem vor Herausforderungen. Wie lässt sich eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung in Zukunft gewährleisten? Welchen Beitrag leisten Digitalisierung und Telemedizin für die Versorgungssicherheit in der Stadt und auf dem Land? Expert:innen aus Bayern und darüber hinaus präsentierten beim Telemedizin Kongress Süd in rund zwei Stunden innovative Lösungen. „Gerade vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels und der Krankenhausreform braucht es zukünftig innovative Strukturen, um Versorgungslücken zu schließen und Expertise in die Fläche zu bringen“, erklärte Dr. Eimo Martens zur Eröffnung. Er hatte den Telemedizin Kongress Süd in seiner Rolle als Vorstandsmitglied der DGTelemed und Leiter des Telemedizin-Zentrums am Klinikum rechts der Isar der TUM maßgeblich organisiert. „Schon heute stellen telemedizinische Netzwerkstrukturen die Versorgung in vielen Regionen sicher. Die weitere Akzeptanz wird aber nur steigen, wenn wir unseren Kolleginnen und Kollegen die Mehrwerte der Digitalisierung klar aufzeigen.“

Digitale Betreuung von Brustkrebspatientinnen, Robotik im Krankenhaus sowie Telemonitoring zur Früherkennung kardiovaskulärer Krankheiten. Der Kongress zeigte eine breite Palette der Möglichkeiten der Digitalisierung. Dr. Franziska Hahn, Fachärztin für Innere Medizin und Kardiologie am Klinikum rechts der Isar der TUM, stellte ein Projekt zum Einsatz von Telemedizin in der Notaufnahme vor. Im Rahmen einer Studie habe man Rettungsdienste in Norddeutschland per Televisite und Telemonitoring beraten und damit für Entlastung gesorgt.

An der TH Deggendorf forscht man dazu, wie Wearables, KI und Robotik die Pflege unterstützen können. Mittels körpergetragener Sensorik könne man Aktivitätsmuster erkennen und so den Gesundheitszustand schon zu Hause besser einschätzen, erklärte Prof. Dr. Florian Wahl vom Technologie Campus Grafenau. Telemonitoring ermögliche den Ärztinnen und Ärzten eine erste Einschätzung und Prognose zum Pflegebedarf. Auch das Projekt digiOnko setzt auf Digitalisierung im Rahmen der Behandlung von Brustkrebs. Frauen soll die Behandlung erleichtert werden, indem sie diverse Gesundheitswerte zu Hause messen und digital verschicken. Zusätzliche Arztbesuche und weite Wege werden dadurch reduziert.

Mohtadi Ben Fraj von Caire AI demonstrierte ein smartes System, mit dessen Hilfe sich diverse Gesundheitswerte per intelligenter Kamera erheben lassen (bspw. Herzfrequenz oder Blutdruck). Solche Systeme können zukünftig auch medizinische Daten ohne spezielle Sensoren nur mit dem Smart-Phone des Patienten bzw. des Pflegeheimes telemedizinisch erheben.

Im Anschluss präsentierte sich ein internationales Kooperationsprojekt der TUM. Huy Huynh vom Freundeskreis für Internationale Tuberkulosehilfe e.V. (FIT) stellte ein Projekt zum KI gestützten Tuberkulose-Screening, welches um die Früherkennung von kardiovaskulären Erkrankungen in Vietnam ergänzt wurde, vor.

Ohne Kommunikation keine Digitalisierung

Die abschließende Diskussionsrunde schaute darauf, wie letztlich Projekte den Weg in die digitale regionale Versorgung finden. Basis seien Interoperabilität und offene Schnittstellen. Die Rahmenstrukturen dafür müssten von höherer Ebene kommen – dem Bund oder Europa. Einzelne Regionen könnten dann Anwendungen erproben. So zum Beispiel in der Modellregion Franken. Laura Stahl von Bayern Innovativ gab Einblicke in das Gesundheitsnetz Franken, wo Projekte zur Digitalisierung erprobt werden. Derzeit werden in der TI-Modellregion bestehende sowie geplante Anwendungen der Telematikinfrastruktur getestet. Eingebunden ist ein breites Netzwerk von u. a. Krankenhäusern, Apotheken und Arztpraxen. Wichtig sei es, sich zu kümmern und Präsenz bei der Etablierung zu zeigen. Niemand dürfe sich allein gelassen fühlen. Kommunikation sei enorm wichtig. Hierbei zeigten die Diskutanten große Einigkeit. Rainer Beckers, Geschäftsführer der ZTG GmbH und Vorstandsmitglied der DGTelemed betonte zum Schluss die Rolle der DGTelemed: „Telemedizin funktioniert nur im gegenseitigen Austausch. Die DGTelemed organisiert diesen Dialog schon seit vielen Jahren. Während wir uns bei unseren virtuellen Formaten auf einzelne Regionen fokussieren, laden wir zum Nationalen Fachkongress Telemedizin Expertinnen und Experten aus ganz Deutschland ein, um vor Ort in Berlin zu diskutieren. Darauf freuen wir uns auch im nächsten Jahr.“

Den gesamten Kongress können Sie auf der Veranstaltungsseite nachschauen.